Kalkbrand 2017 in Sur En da Sent im Unterengadin, im restaurierten Ofen.
Ein Projekt der Fundaziun Nairs mit der Unterstützung von pro helvetia unter der Fachkundigen Leitung von Joannes Wetzel.
Am zweiten Tag des Kalkbrandes, nachdem ein grosser Teil der Feuchtigkeit von den Steinen entwichen ist, wird ein Lehmdeckel erstellt.
Für den Lehmdeckel wird Lehmpuder mit Wasser angemacht und vermischt bis die Lehmpaste die richtige Konsistenz zum verstreichen hat.
Der Lehmdeckel dient dazu die Hitze im Ofeninneren zu behalten. Mit Tannenzweigen wird eine Trennschicht zu den Kalksteinen erstellt. Darüber wird eine Lehmschicht von ca. 8cm gemacht.
Einige Luftlöcher werden mittels einer Flasche in den Lehm gedrückt. Diese Luftlöcher dienen einer guten Luftzirkulation und sorgen für einen guten Zug im Ofen.
Gebrannter Lehmdeckel
Durch die Hitze wird der Lehmdeckel schnell durchgebrannt. Schamott Steine am Rand helfen die Luftzirkulation rings um den Ofen zu kontrollieren und somit die Temparatur im Ofen zu steuern.
Durch die Luftlöcher und den freien Rand des Ofens sieht man die glühenden Steine, welche bald die richtige Tem- peratur von 1’000 Grad erreichen.
Im Transformationsprozess von Kalkstein (Calciumcar- bonat) zu Branntkalk (Calciumoxid) gibt das Material bei hoher Hitze Wasser und Co2 ab.
Luftloch im Lehmdeckel
Luftlöcher im Lehmdeckel, Bullauge ins innere des Kalkofens. Am 4. ten Tag des Kalkbrandes glühen die Steine und erreichen bald eine Temperatur von 1’000 Grad.
Kalkofen bei Nacht
Die aktive Chalchera Stella beim Kalkbrand in Sur En da Sent 2017.
Das Feuerungsloch auch “Hölle” genannt übt eine grosse Anziehungskraft aus, besonders bei Nacht.
Das Feuer muss bei einem Kalkbrand rund um die Uhr im Gang gehalten werden. Dazu wird trockenes Fichten Tannen Holz benötigt um ständig Flammen zu erhalten.
Bei Nacht ist die Hitze des Ofens besonders sicht- und spürbar. Das Feuer befindet sich nach ein paar Tagen im ganzen Ofen. Die Flammen züngeln aus den Luftlöchern des Lehmdeckels, die eingefüllten 15 Tonnen Kalksteine sind nun alle glühend.
Glasierte gebrannte Tonkeramik
Kalkofen als Transformationsmaschine: Nicht nur die Kalksteine werden während dem Brand zu Branntkalk umgewandelt. Der Quarzsand im Lehmdeckel schmilzt und tropft als Glas hinunter. Aus Lehm wird gebrannte Tonkeramik.
Hier sieht man ein Stück des Lehmdeckels nach dem Brand. Der gebrannte Lehm hat zudem ein Glasur bekommen und einzelne grüne Glasperlen haben sich gebildet aus dem Quarzanteil des lehmigen Materials des Deckels.
Auf der Unterseite sind noch Abdrücke der Tannenzweige sichtbar, welche als Trennschicht zu den Kalksteinen gedient haben und während dem Brand komplett verbrannt wurden.