Samstag, 3. Juni 2023
„Commanderie“ in La Chaux bei Cossonay
Unsere GV begann mit etwas Verspätung um 10 Uhr im Rittersaal der Commanderie. Delphine führte mit Schwung durch die Traktanden, die Stimmung war gelöst, alle Anwesenden waren mit der Arbeit des Vorstands und des Vereins sehr zufrieden und gaben einstimmig Entlastung.
Etwas ausführlicher wurde einzig der Kalkbrand 2024 diskutiert: Soll er (zum zweiten Mal) im grossen Ofen in S-charl stattfinden? Die Idee stiess auf Zustimmung, unsere „Engadiner-Fachleute“ – Delphine, Joannes und ihre Helferinnen und Helfer – werden sie weiter verfolgen und uns über diese Pläne weiter informieren.
In dem kleinen Weiler La Chaux fällt die Commanderie als grosses Anwesen sofort auf. Gemäss Wikipedia wurde es 1223 von den Herren von Cossonay an den Templerorden verschenkt, 1315 ging es über an die Ritter des Johanniterordens. Der Rittersaal beeindruckt durch seine Grösse, und das ganze Haus wurde sehr stilvoll als kleines Hotel hergerichtet. Einige der kalkwerk- Ausflügler übernachteten auch dort.
„Château de La Sarraz“
Nach der GV begann unsere kleine Tour am Jurafuss. Mit Privatautos fuhren wir die kurze Strecke zum „Château de La Sarraz“. Dort wurden wir herzlich empfangen von Roger Simond, einem welschen Experte für historisches Mauerwerk und Putze.
Er erläuterte uns anhand vieler Details die von ihm teilweise geleiteten Renovationsarbeiten am Château. Seinen Vorschlägen zu schonendem, sach- und fachgerechtem Vorgehen bei Mauerverfestigung, Verputz, Malerei und Blendwerk wurde oft mit grosser Skepsis und manchmal ablehnend begegnet, auch vom beauftragenden Kanton Vaud. Der durchsetzungsstarke Roger ist einer der gefragtesten Experten der Romandie für alle solchen Arbeiten. Aber auch er hat of Mühe, das passende naturbelassene Material zu finden, sowie Handwerker, die mit diesen Materialien sachgerecht arbeiten können, z.B. mit selbst-gebranntem Kalk.
Besuch bei Luc – „meige matériaux, habitat vivant“
Eine dieser Fachpersonen ist Luc Meige, der zusammen mit Roger unserem Ausflug organisiert und begleitet. Wir besuchten seinen Betrieb, die Firma „Meige Matériaux“, durften uns darin frei bewegen und erhielten wertvollen Einblick in sein Angebot von naturbelassenen Materialien für Renovation, Verputz und Malerei. Auch hier entstand ein lebhafter Austausch unter den anwesenden Fachleuten.
Steinbruch im Schutzpark „Les Buis de Ferreyres“
Gleich in der Nähe von Luc’s Firma besuchten wir den Naturpark „Les Buis de Ferreyres“ mit dem verlassenen Steinbruch „la carrière jaune“, wo früher der für diese Gegend typische gelbe Stein gebrochen wurde. Das Gesicht der Stadt Neuchâtel zum Beispiel ist vom charakteristischen Farbton dieser Steinart geprägt.
Kalkofen im Wald
Mitten in diesem Schutzpark von pro Natura trafen wir auf Überreste eines Kalkofens und einer in einem Schutzbau konservierten Steinmühle. An diesem heissen Tag kam uns der Aufenthalt im kühlen Wald sehr entgegen, wo wir Rogers kompetenten Ausführungen zu diesem Fundort gerne lauschten. Hier fanden wir auch einen stillen Rastplatz für unser Mittags-Picknick.
Château d’Hauteville“ de St. Légier
Mitten in der grössten Tageshitze – aber mit drohenden Gewitterwolken – tauchten wir in eine neue Welt ein: durch eine grosszügige Allee gelangten wir zur imposanten Anlage des „Château d’Hauteville“ de St. Légier, einem herrschaftlichen Anwesen hoch über dem Genfersee bei Vevey. Es ist eines der schönsten Schlösser im Canton de Vaud und ein prächtiges Beispiel für die Raffinesse der Baukunst des 18. Jahrhunderts. Seiner lokal ausstrahlenden Bedeutung entsprechend, ist dem Schloss ein grosses Weingut angegliedert.
Bis 2018 war die ganze Anlage in Privatbesitz der Patrizierfamilie Grand d’Hauteville. Dann wurden Liegenschaft und Mobiliar für einen hohen Millionen-Betrag versteigert bis zum letzten Löffel des Tafelsilbers, was in der Romandie einige Empörung hervorrief.
Seit einigen Jahren wird die Schlossanlage nun mit Kosten von gegen 40 Millionen Franken totalsaniert und in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. An diesem Prozess war und ist Roger Simond stark beteiligt, und er ist stolz darauf, wie in seinen Ausführungen im Schatten der Anlage immer wieder hör- und sichtbar wird. Sehr viele Aussenmauern sind – zu Repräsantationszwecken – mit Quader-Blendwerk verziert – meist nicht auf den ersten Blick erkennbar, also mit grossem handwerklichem Geschick und mit (täuschender) Rafinesse ausgeführt. Das Innere des Anwesens konnten wir leider nicht erleben, und viele Umgebungsarbeiten, wie z.B. die Neuerstellung der Gartenanlage, sind noch in vollem Gange. Alle Anwesenden waren jedoch beeindruckt vom Schloss, seiner Anlage und dem Umfang der Renovations- und Gestaltungsarbeiten.
Besuch der „Domaine Piccard“ im Lavaux
Nun begannen sich die Gewitterwolken drohend zu verdunkeln, wir flüchteten in unsere Autos und fuhren dem Seeufer entlang nordwärts, mitten in das riesige Rebgebiet des Lavaux. Dort hatte Delphine ein interessantes Weingut ausgemacht, die Domaine Piccard. Der Winzer und Alleinbesitzer Jean-Christoph Piccard empfing uns herzlich, und wir fühlten uns sofort wohl (und geborgen vor dem aufziehenden Gewitter).
In unwiderstehlicher Winzermanier kredenzte Jean-Christoph uns stolz seine biologischen Eigenkreationen: Einen spritzigen Traubenmost, einen Weisswein, einen Rotwein, noch ein Glas und noch ein Glas… Uns wurde nicht nur davon etwas schwindlig, sondern auch von seinem lebendigen Winzer-Latein, das er beschwingt und mit welschem Charme vortrug.
Ein toller und gelungener Abschluss des ersten Tages unseres Kalkwerk-Ausflugs – jeder Ort und jeder Referent für sich war ein spezielles Erlebnis !
Sonntag, 4. Juni 2023
Romanik in Romainmôtier
Am Sonntag ging es mit einer kleineren kalkwek Gruppe gemütlich weiter zum schmucken mittelalterlichen Städtchen Romainmôtier. Die Abteikirche mit dazugehörenden Anlage ist auf jeden Fall einen Besuch Wert.
Hanfkalk in Yverdon-les-Bains
Zum Schluss ging es noch nach Yverdon-les-bains eine Fassade aus Hanfkalk anzuschauen. Eines der ersten Projekte in der Schweiz das mit diesem Isolationsmaterial hergestellt wurde. Die ca. 15 jährige Fassade macht einen guten Eindruck.
Interesse an Hanfkalk?
Dankeschön
Wir sagen herzlichen Dank an Aurore Meige für die Organisation und an Luc Meige und Roger Simond für die Begleitung durch den Samstag. Danke Jörg Lang für die Bilder und Hansjürg Feuz für den Text.